Angelsächsische Sprache und Literatur
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Angelsächsische Sprache und Literatur. Das Angelsächsische (auch altenglisch genannt), ein Zweig des westgerman. und zwar niederdeutschen Sprachstammes, durch die Einwanderung der Angeln und Sachsen nach den brit. Inseln verpflanzt, ward bereits Ende des 6. Jahrh. dort nach Veränderung des Keltischen und Römischen zur Landessprache fast im ganzen jetzigen England, gleichzeitig die Sprache der Kirche, seit Ende des 8. Jahrh. neben dem Lateinischen auch Sprache der Literatur. Infolge des Eindringens der Normannen wurde die angelsächs. Sprache 1066 durch das Nordfranzösische (Anglonormannische) von Hof und Gericht verdrängt, erhielt sich jedoch als Volkssprache und bildete sich, bis gegen Mitte des 13. Jahrh. mit roman. Elementen vermischt, zum Englischen um. Unter den zum Teil noch ungedruckten Resten der angelsächs. Literatur stehen die zumeist in Alliteration verfaßten Denkmale der Poesie obenan. Die epischen Dichtungen behandeln teils Stoffe der angelsächs. und deutschen Heldensage (»Beowulf«, »Widsith«, »Waldere«), teils Gegenstände der Bibel und der Legende (insbes. die Cädmon und Cynewulf zugeschriebenen Bearbeitungen). Layamons Übersetzung des altfranz. »Roman de Brut« um 1200 und Orms Paraphrase des N. T., genannt »Ormulum«, gehören bereits der Übergangszeit an. Von den Prosadenkmalen sind die ältesten die bis ans Ende des 7. Jahrh. zurückreichenden Gesetzsammlungen; unter den histor. Werken die wichtigsten das »Anglo-Saxon chronicle«, dann König Alfreds Übersetzungen des Orosius und Beda. Am zahlreichsten ist die theol. Literatur, namentlich vertreten durch Abt Älfric und Erzbischof Wulfstan. Auch Spruch- und Rätselsammlungen sowie astron. Werke und Übersetzungen mediz. Schriften sind erhalten. Das wichtigste Prosadenkmal der Übergangszeit ist »Ancren Riwle« (eine Nonnenregel, hg. von Morton, 1852). – Vgl. Grein, »Bibliothek der angelsächs. Poesie« (1857-58; neue Ausg. von Wülker, 1883-98), »Bibliothek der angelsächs. Prosa« (1872; fortgesetzt von Wülker u.a., 1885-1900) und »Dichtungen der Angelsachsen stabreimend übersetzt« (1857-59); Literaturgeschichte von ten Brink (Bd. 1, 1877), Brooke (1892), Wülker (1896); Grammatik von Sievers (3. Aufl. 1898; Lexikon von Bosworth-Toller (1882 fg.).
http://www.zeno.org/Brockhaus-1911.
1911.
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